Scheitel in Meißen vorbei! Lage stabil!
Heute am Morgen hatte ich keinen Lebensmut mehr, als ich den Wasserstand sah, und hörte, es würde weitersteigen. Ich wollte einfach nur im Bett bleiben, als dann aber ein Kunde anrief und meine Hilfe brauchte, weil er einen Anhänger mieten wollte, war alles vergessen. Noch im Schlafzeug organisierte ich dem treuen Kunden einen unserer Anhänger. Die Schwierigkeit bestand nicht in der Anhängervermietung, sondern darin, wo ist der Anhänger und hat der Kunde überhaupt die Chance, an den Anhänger heranzukommen (die Elbbrücken sind zu!).
Wieviel Kraft gibt einem so ein Anruf! Wenn man weiß, man wird gebraucht!
Als Kind und Jugendlicher wollte ich immer Seemann werden, ich hatte das aber nicht so gedacht, dass ich mit dem Haus im Wasser schwimme.
Ich war auf alles vorbereitet, habe Flüssiggas, Benzin, Essen, Trinken, Notstromer, nur probiert habe ich den Notstromer vorher nicht! Und jetzt sitze ich hier und schreibe bei Kerzenlicht, weil ich, nachdem mir Freunde halfen, einen Teil der Werkstatt zu evakuieren den Kerzensteckschlüseel nicht fand.
Mit dem Kanu konnte ich den bei Karls Papa, Matthias Hiller (briefkastenhandel.com), besorgen. Bei Eiscafe Weidmann auf dem Eberleplatz lud ich Handy und IPad auf und kurz Freunde, Verwandte und Bekannte und natürlich meine Frau und meine kleinste Tochter zu sehen. Traurig, wenn die ganze Familie zerstreut ist. Aber was will ich jammern, das geht vielen so, und sie sind in Sicherheit, das ist das Wichtigste.
Die beiden Größen konnte ich nicht sehen, weil die Polizei alle Fahrten mit Privatbooten unterbindet, um Diebstähle und Plünderungen zu vermeiden. Absolut verständlich und ich denke, auch notwendig!
Es ist schon gespenstisch, wenn in einer Stadt wie Meißen, wenn ich das rechne, was ich auf meiner Bootsfahrt so sah, vielleicht noch 50-60 Menschen in der Innenstadt wohnen. Viele kennt man vom sehen, aber die tagelange Abgeschiedenheit macht jeden mürbe. Dann ist einfach jeder froh über einen netten Gruß oder ein paar Worte. Einsamkeit kann fürchterlich sein. Einige Geschäftsleute, die ich heute traf oder mit denen ich telefonierte, sind natürlich sehr frustriert, dass das Jahrhunderthochwasser schon nach 11 Jahren wieder da war.
Aber niemand ließ den Kopf hängen.
Danke auch allen Helfern, die retten, versorgen, bewachen, organisieren, helfen, Familien und Kinder beköstigen und aufnehmen und allen, die einfach auch nur anrufen. Und natürlich auch den Kunden, die weiterhin buchen, mieten und bestellen und damit Lebensmut geben und Existenzangst mindern.
Allen da draußen eine gute Nacht und erholsame Stunden!
Herzlichst
Ihr
Jens G. Loeffler (der Insulaner von der Partyhaus Insel)
Partyhaus Insel Nachricht vom
6.6.13 21:46
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